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Moderne Mathematik - «Das philosophische Ei» von Mario Merz.
Mario Merz´ Kunst folgt einem anthropologischen Ansatz. Er erforscht die Nahtstelle zwischen Natur und Intellekt als Ort für das Kunstwerk.
Ein Leitbild hat er in dem mittelalterlichen Mathematiker und Philosophen Leonardo Fibonacci gefunden, der mittels arabischer Ziffern eine Zahlenreihe zur Berechnung von Spiralen entdeckte. Diese rein mathematischen Konstruktionen dienen Merz dazu, eine nicht sichtbare Steigerung von natürlicher und geistiger Energie zu erhalten und diese dann in Kunstmodelle von universaler Geltung zu übersetzen.
Das Kunstwerk ist ein Geschenk der Kunstvereinigung der Stadt Zürich an den Zürich Hauptbahnhof.
Das Werk.
Die im Jahr 1202 in Pisa publizierte Zahlenreihe folgt einem einfachen Muster: der Addition der vorausgegangen Zahl mit der folgenden bis schliesslich ins Unendliche.
Die roten Linien bedeuten die Lebenslinie des Bahnhofes, Dynamik und Bewegung.
Die Tiere stellen das Kommen und Gehen im Bahnhof und in der ganzen Welt dar.
Leben und Werk von Mario Merz.
Mario Merz wuchs in Turin auf und studierte Medizin an der Universität Turin. Während des Zweiten Weltkrieges trat er der antifaschistischen Gruppe «Giustizia e Libertà» bei. In diesem Zusammenhang wurde er 1945 verhaftet und verbrachte kurze Zeit im Gefängnis. In dieser Zeit begann auch seine Hinwendung zur Kunst. Anfänglich malte Merz Ölbilder, ab 1960 schafft er informelle Spiralbilder. Er wendet sich von der informellen Kunst ab und er beginnt in den Dingen selbst Metaphern für den Zusammenhang Natur - Kultur zu suchen; es entstehen seine heute berühmten Lichtobjekte. In diesen Arbeiten kombiniert er Neonröhren und Neonschrift mit alltäglichen Dingen wie Flaschen und Schirmen.
Ab 1977 entsteht gestische, farbig intensive Malerei mit Einbindung von Gegenständen und den Fibonacci-Zahlen.
Mario Merz war als Künstler Autodidakt und verstarb im Jahr 2003 in Turin, wo er auch das gesamte Leben lang gearbeitet hatte.
Leonardo von Pisa, genannt Fibonacci.
Leonardo von Pisa wurde zwischen 1170 und 1180 geboren. Bekannt wurde er unter dem Namen Fibonacci, was eine Verkürzung von «Filius Bonacci», also «Sohn des Bonacci» ist. Er lernte auf Handelsreisen nach Algerien, Ägypten, Syrien, Griechenland, Sizilien und die Provence alle damals bekannten Rechenverfahren kennen. In der modernen Mathematik ist sein Name mit der folgenden Zahlenfolge verbunden:
Mit den Startwerten a1 = 1 und a2 = 1 wird die Folge der Fibonacci-Zahlen erklärt: a n+2 = a n+1 + a n
Die Zahlenreihe kann auch durch: f n = f n-1 + f n-2 dargestellt werden.
Die Zahlenreihe tauchte bei Fibonacci im Zusammenhang mit dem folgenden berühmten «Kaninchenproblem» auf:
Betrachtet wird die Nachkommenschaft eines Kaninchenpaares, die bekanntlich sehr gross ist. Für die Simulation werden folgende Annahmen gemacht:
- Jedes Kaninchenpaar wird im Alter von zwei Monaten fortpflanzungsfähig.
- Jedes Kaninchenpaar bringt von da an jeden Monat ein neues Paar zu Welt.
- Alle Kaninchen leben ewig.
Wenn an die Anzahl der Kaninchenpaare be zeichnet, die im n-ten Monat leben, so ergibt sich hierfür gerade die oben angegebene Folge.